Wasserkraftwerk

1983
FERTIGSTELLUNG,
INBETRIEBNAHME
4
ROHR-
TURBINEN
24/7
DURCHGEHENDE STROM-
ERZEUGUNG
100%
STROM AUS
WASSERKRAFT
IM QUARTIER

ÖKOLOGISCH GEWONNENE ENERGIE AUS DEM FLUSS IM HERZEN DES WELTKULTURERBES

Am linken Regnitzarm in Bamberg befinden sich vis-á-vis des berühmten Brückenrathauses die Oberen Mühlen. Was „oberflächlich“ kaum zu ahnen ist: Hier wird in sechs bis sieben Metern Tiefe völlig emissionsfrei Strom für rund 1.000 Vier-Personen-Haushalte erzeugt.

In Bamberg nahmen wir Anfang der 1980er-Jahre eines der baulich ungewöhnlichsten und technisch modernsten Flusswasserkraftwerke Europas in Betrieb. Denn aus Denkmalschutzgründen mussten wir das Kraftwerk fast unsichtbar unter der Wasseroberfläche errichten. 2014 erfolgte nach drei quasi störungsfreien sowie in ökonomischer wie ökologischer Hinsicht erfolgreichen Jahrzehnten die Modernisierung der Anlage.

Weitere Informationen
Joseph-Stiftung
Hans-Birkmayr-Straße 65
96050 Bamberg
Telefon 0951 9144-0

Lage in Karte zeigen E-Mail-Kontakt
www.wasserkraft-bayern.de

Projekt im Detail

Historisches Ensemble
Seit dem 12. Jahrhundert nutzten die Bamberger die Wasserkraft der Regnitz. Mühlen wurden betrieben und beeinflussten nachhaltig die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt. In den Mühlen wurde nicht nur Getreide gemahlen, sondern auch Öl gepresst und Eichenrinde zu Gerberlohe zerkleinert, auch wurden Steine geschliffen und Tuche gewalkt. Durch Brände und Hochwasser wurden die Mühlen mehrfach zerstört, jedoch immer wieder aufgebaut. Ende der 1970er-Jahre hat die Joseph-Stiftung die Oberen Mühlen als Sanierungsgebiet übernommen. Sie richtete zum einen in fünf Gebäuden ein Studentenwohnheim ein. „Das schönstgelegene der ganzen Republik“, schrieb damals die Süddeutsche Zeitung. Zum anderen entstanden mitten im Fluss ein Hotel und ein Restaurant. Und fast unsichtbar unter der Wasseroberfläche ging 1983 eine Rarität in Betrieb: ein Unterflurwasserkraftwerk. Ein ökologisches Bekenntnis: Wasserkraft ist eine unerschöpfliche Energie im Einklang mit der Natur. Hier werden circa 270 Kilowatt Strom pro Stunde gewonnen.

Moderne Technik
Wie funktioniert das Flusswasserkraftwerk an den Oberen Mühlen in Bamberg? Um Störungen durch Treibgut zu vermeiden, ist dem Wassereinlauf eine Rechenreinigungsanlage vorgeschaltet – aus Denkmalschutzgründen unter dem Wasserspiegel. Nichts soll das Auge ablenken, kein Bauwerk für die technische Ausstattung herausragen. Ein Vorhang aus Wasser verschleiert‘s. Folglich wird nur etwa die Hälfte des Flusswassers durch die Turbinen geleitet. Deren Schluckvermögen beträgt 27,5 Kubikmeter pro Sekunde. Seit der Inbetriebnahme 1983 verrichteten drei Turbinen unentwegt ihren Dienst. 2007 wurde das System um eine vierte Turbine erweitert, die noch im selben Jahr ihren Betrieb aufnahm. Gemeinsam liefern sie genug Strom, um das Quartier mit Studentenwohnheim, Hotel und Restaurant zu 100% mit direkt vor Ort erzeugter Energie zu versorgen – eine wirkliche Ausnahmeleistung. Weiterer Strom wird ins Netz eingespeist. Diese Art der Stromerzeugung spart 2.500 Tonnen CO2 im Vergleich zu fossil erzeugter Energie pro Jahr. 350 Hektar Wald – das Ausmaß entspricht fast 20 Mal der Fläche der Bamberger Landesgartenschau – würden nicht reichen, um die Schadstoffmenge abzubauen.

Praktizierter Umweltschutz
So ein Wasserkraftwerk ist ein Eingriff in den natürlichen Verlauf des Flusses und schränkt den Lebensraum vieler Tiere ein. Deshalb spielen Umweltschutzaspekte eine gewichtige Rolle. Vor allem die Wanderungsbewegungen von Fischen sollen ermöglicht werden. Deshalb hat die Joseph-Stiftung bei ihrem Flusswasserkraftwerk ein vielschichtiges Umweltkonzept realisiert. So minimieren die verbauten Kaplan-Rohrturbinen die Risiken für Kleinlebewesen bei der Passage durch die Turbinen. Die Rechenanlage liegt so flach im Wasser, dass größere Fische dem Sog nach unten eher ausweichen und stattdessen über die Wehrklappe hinwegschwimmen. Zudem hat die Joseph-Stiftung einen Fischpass im Hainpark - und damit die letzte ausstehende Maßnahme vor der aquatischen Durchgängigkeit - mitfinanziert. Über diesen „Umweg“ können die Flusslebewesen auf ihren Wanderungen Bauwerke wie das Wasserkraftwerk umgehen. Ziel all dieser Maßnahmen ist es, eine freie Bewegung der verschiedenen Tierarten bestmöglich zu unterstützen. Der Schutz der Lebewesen im Fluss ist Teil einer sauberen und nachhaltigen Energieproduktion.